Wie viele Bücher sind es wirklich?
Der Deal zwischen Anthropic und den Klägern sah vor, dass Autorinnen und Autoren 3.000 Dollar pro betroffenem Werk bekommen sollten. Laut Anwalt Justin Nelson geht es um rund 465.000 Bücher – eine beachtliche Summe. Aber genau da liegt das Problem: Richter Alsup will wissen, wie sicher diese Zahl ist. Denn sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass noch deutlich mehr Bücher betroffen sind, drohen neue Klagen – und neue Kosten.
Er forderte daher eine abschließende Liste aller Werke bis spätestens 15. September, um für Klarheit zu sorgen. Zudem soll ein faires Antragsverfahren bis zum 22. September aufgesetzt werden, damit niemand leer ausgeht, der Anspruch hat.
Heimliche Deals, stilles Unbehagen – der Richter wird deutlich
Ein besonders heikler Punkt: Alsup zeigte sich besorgt über den Einfluss großer Verlage und Autorenverbände, wie der Authors Guild und der Association of American Publishers. Die könnten, so seine Warnung, „hinter den Kulissen Druck ausüben“, um den Deal durchzudrücken – auch bei Autorinnen und Autoren, die die Details gar nicht verstehen.
Sein Zitat spricht Bände: „Ich habe ein ungutes Gefühl wegen all der Mitläufer im Hintergrund.“
Auch der klagende Autor Kirk Wallace Johnson ließ schon vor der Anhörung durchblicken, dass er den Vergleich eher als Anfang denn als Ende sieht: „Es ist der Beginn eines Kampfes im Namen der Menschen, die nicht glauben, dass wir alles auf dem Altar der KI opfern müssen.“
Wichtige Fragen bleiben unbeantwortet
Wenn ein Richter einem 1,5-Milliarden-Deal nicht einfach zustimmt, obwohl er den Gerichtskalender entlasten und allen Parteien viel Arbeit sparen würde, dann lohnt ein genauerer Blick. Es geht hier nicht nur ums Geld – es geht um Prinzipien: Darf ein KI-Unternehmen einfach alles aus dem Netz saugen, was irgendwie digital vorliegt? Und kann man Urheberrechte mit einer pauschalen Abfindung vom Tisch wischen?
Der Fall könnte zum Präzedenzfall werden – für alle, die in einer Welt mit KI leben, schreiben, programmieren oder veröffentlichen. Und vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn dieser Streit nicht im stillen Kämmerlein gelöst wird, sondern öffentlich vor Gericht ausgetragen wird. Denn was hier verhandelt wird, betrifft uns alle.
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