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Der Computer hört zu: KI kann Gedankenlesen

Stell dir vor, du denkst einen Satz und dein Computer versteht dich: Gedankenlesen ist keine Zukunftsmusik mehr – es ist Realität. Kein Tippen, kein Sprechen. Nur Denken. Im Labor der Stanford Universityhaben Forschende ein System entwickelt, das die sogenannte innere Sprache eines Menschen in Echtzeit entschlüsseln kann.

Eine neue Ära der Gedanken-Kommunikation?

Mit innerer Sprachen ist das stille Selbstgespräch gemeint, das wir alle in unserem Kopf führen – zum Beispiel beim Planen, Zählen oder innerlichen Abwägen. Für Menschen, die nicht mehr sprechen können, etwa aufgrund von Lähmungen, könnte das ein echter Gamechanger sein. Und auch für alle anderen stellt sich plötzlich eine ganz neue, auch ethisch brisante Frage: Wenn ein Computer meine Gedanken lesen kann – wo hört meine Privatsphäre auf?

Gehirn spricht – Kabel überträgt

Die Studie basiert auf Mikroelektroden, die bei vier schwer gelähmten Personen direkt im motorischen Kortex implantiert wurden – dem Teil des Gehirns, der für Bewegung und Sprechen zuständig ist. Die Forschenden stellten fest: Wenn jemand versucht zu sprechen, aktiviert das ähnliche Hirnregionen wie beim bloßen Denken an Worte oder Sätze. Das Entscheidende: Auch wenn das gesprochene Wort gar nicht entsteht, sind die Aktivitätsmuster so deutlich, dass sie maschinell erkennbar und „übersetzbar“ sind.

Mit einem speziell trainierten KI-Modell konnten die Forschenden innere, also nur gedachte Sätze mit bis zu 74 Prozent Genauigkeit entschlüsseln – aus einem Vokabular von 125.000 Wörtern! Das ist mehr als beeindruckend – das ist ein potenzieller Quantensprung für alle, die bisher komplett vom gesprochenen oder geschriebenen Wort ausgeschlossen waren.

Die Privatsphäre denkt mit

Doch so faszinierend das klingt – es hat einen Haken: Wenn Technik innere Sprache dekodieren kann, wer garantiert, dass sie es nur dann tut, wenn wir das auch wollen?

Genau das nahm das Stanford-Team ernst. Sie entwickelten eine Art „Gedanken-Passwort“: Erst wenn der Nutzer einen bestimmten Satz denkt – im Test war es „chitty chitty bang bang“ – wird das System aktiviert. Das sichert die Kontrolle über die eigene Kommunikation und schützt davor, dass versehentlich Gedanken nach außen dringen, die niemand hören soll.

In Tests funktionierte diese Absicherung in über 98 Prozent der Fälle zuverlässig – ein beruhigendes Ergebnis in einer Debatte, die gerade erst beginnt.

Noch nicht fehlerfrei, aber verdammt nah dran

Klar ist: Noch sind die Systeme nicht in der Lage, vollkommen frei gedachte, unstrukturierte Sprache fehlerfrei zu dekodieren. Aber das ist kein Mangel, sondern eher eine Etappe auf einem Weg, der schneller voranschreitet, als viele gedacht hätten.

Die Vorstellung, irgendwann ohne Tastatur, ohne Stimme, allein durch Denken kommunizieren zu können, ist keine Utopie mehr. Sie ist im Entstehen. Und sie bringt nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche Fragen mit sich: Wer darf mitlesen? Was passiert mit falsch interpretierten Gedanken? Und wie stellen wir sicher, dass innere Sprache nicht zur unfreiwilligen Aussage wird?

Beeindruckend, spannend – und gefährlich

Ganz ehrlich: Diese Entwicklung ist so spannend wie gefährlich. Wer denkt, dass Datenschutz bei innerer Sprache nicht nötig ist, hat das Prinzip noch nicht verstanden. Wenn ein Computer meine Gedanken mitlesen kann, dann reden wir nicht mehr nur über DSGVO, sondern über die letzte Bastion der Privatsphäre – mein Gehirn. Was heute einer Gelähmten hilft, könnte morgen im schlimmsten Fall zur Zwangsmaßnahme im Gerichtssaal oder Bewerbungsgespräch werden. Technisch faszinierend – juristisch ein Pulverfass.

Hier gehts zur Studie Inner speech in motor cortex and implications for speech neuroprostheses

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