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Nachfolger gesucht – Deutschland droht die Unternehmergeneration wegzubrechen

Es kommt immer öfter vor, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Betriebe in neue Hände geben wollen, aber niemanden finden, der sich für die Nachfolge interessiert. Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat sich die Lücke zwischen Übergebern und potenziellen Übernehmern seit 2019 fast verdoppelt. In klaren Zahlen: Rund 9.600 Unternehmen stehen gerade zur Übergabe an – aber nur 4.000 Menschen stehen für die Übernahme bereit.

Warum keiner mehr Chef sein will

Klar, ein Unternehmen zu übernehmen, klingt erstmal nach Abenteuer, Selbstbestimmung und unternehmerischer Freiheit. Doch die Realität sieht oft anders aus: Rekordinflation, Fachkräftemangel, steigende Energiekosten, bürokratischer Dschungel und eine Wirtschaft, die mehr auf der Stelle tritt als wächst – all das macht die Chefrolle unattraktiv.

Gerade jüngere Generationen stellen sich die Frage: Warum soll ich Verantwortung, Risiko und Unsicherheit übernehmen, wenn ich in einem Angestelltenverhältnis oft mehr Sicherheit, Freizeit und Klarheit bekomme? Und nicht selten auch mehr Geld.

Besonders hart trifft es Branchen wie Gastronomie, Handel, Verkehr und IT. Hier ist das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage völlig aus dem Gleichgewicht. Beispiel Gastgewerbe: Dort kommen drei zu übergebende Betriebe auf einen einzigen Interessenten.

Und das ist nicht nur ein Problem für die Unternehmen selbst. Wenn inhabergeführte Läden, Handwerksbetriebe oder Restaurants in kleinen Städten dichtmachen, verlieren Regionen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ihre Seele – von verwaisten Innenstädten bis zum letzten Gasthof auf dem Land.

Bürokratie killt Unternehmergeist

Dass die Nachfolgelücke so groß ist, liegt nicht nur an der Wirtschaftslage. Viele potenzielle Nachfolger scheitern schon an den bürokratischen Hürden. Die Regeln rund um Genehmigungen, Datenübernahme, Bauvorgaben und Konzessionen sind oft so kompliziert, dass die Übernahme eines Betriebs zur Geduldsprobe wird.

DIHK-Präsident Adrian fordert deshalb klare, einfache Prozesse: Eine zentrale Anlaufstelle, weniger Papierkram, praxisnahe Regelungen – und am besten eine Art „Gründerschutz für Nachfolger“, damit man sich erstmal um den Betrieb und nicht um Formulare kümmern kann.

Immerhin: Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich. Die IHKs berichten, dass zuletzt wieder mehr Menschen Interesse an einer Unternehmensübernahme zeigen – vor allem aus der Industrie. Manche wechseln bewusst raus aus der Festanstellung hinein ins Unternehmertum, weil sie in ihrem Job keine Zukunft mehr sehen. Doch das reicht bei weitem nicht, um die Lücke zu schließen.

Schließung als letzter Ausweg

Für über ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer bleibt dann nur ein Ausweg: die Schließung. Und das betrifft nicht etwa nur kriselnde Betriebe – es geht auch um gesunde, erfolgreiche Unternehmen, die eigentlich fit für die Zukunft wären. Hochgerechnet stehen in den nächsten zehn Jahren bis zu 250.000 Betriebe auf der Kippe.

DIHK-Präsident Peter Adrian bringt es auf den Punkt: „In Deutschland bricht uns damit immer mehr von unserer wirtschaftlichen Basis weg.“

Zeit, das Unternehmertum neu zu denken

Wenn Hunderttausende Betriebe verschwinden, weil niemand sie übernehmen will, ist das nicht nur ein wirtschaftliches Problem – es ist ein gesellschaftliches. Der Mittelstand ist nicht irgendeine Branche – er ist das Rückgrat unserer Volkswirtschaft. Das große Versäumnis? Unternehmertum gilt in Deutschland nicht als erstrebenswert. Man redet lieber über Sicherheit, als über Selbstständigkeit. Wer gründet oder übernimmt, wird nur selten als Held gefeiert – eher als Exot.

Und genau das ist das Problem. Es geht nicht darum, jeden zum Chef zu machen – aber wer es werden will, darf dabei nicht durch ein System aus Bürokratie, Unsicherheit und finanziellen Hürden ausgebremst werden. Wenn in einem Land wie Deutschland mehr Betriebe dichtmachen als Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, dann haben wir nicht nur ein Nachfolgeproblem. Wir haben ein Kulturproblem.

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