Ein Schweizer Startup mit Weltambitionen
Wie IT Boltwise berichtet, soll das Unternehmen die Investmentbank Lazard mit der Geldbeschaffung beauftragt haben. Und wofür braucht das Unternehmen das frische Kapital? Giotto.ai forscht im Bereich Künstlicher Allgemeiner Intelligenz – kurz AGI. Das ist der heilige Gral der KI-Forschung: Maschinen, die nicht nur rechnen oder Texte schreiben, sondern wirklich verstehen, denken und lernen können – wie ein Mensch, nur (theoretisch) besser.
Europa gegen Silicon Valley: Wer hat die Nase vorn?
Giotto.ai ist nicht das erste KI-Labor, das mit Milliardenplänen Schlagzeilen macht. In den USA haben Schwergewichte wie OpenAI oder Anthropic längst tief in die Investorentasche gegriffen. Doch Europa zieht nach – das zeigen auch die beeindruckenden Zahlen von Mistral AI aus Paris, das kürzlich 2 Milliarden US-Dollar einsammeln konnte.
Giotto.ai versucht nun, einen eigenen europäischen Weg zu gehen – mit einem klaren Fokus auf effizienter Forschung, geringerem Rechenaufwand und smarteren Algorithmen. Besonderer Clou: Teile der Technologie sollen Open Source werden. Das heißt: frei verfügbar für alle, die mitentwickeln oder prüfen wollen. Eine mutige Ansage in einer Branche, in der viele ihre Innovationen lieber im Tresor halten.
Vom Tabakmanager zum KI-Pionier
Giotto.ai wurde 2017 von Aldo Podesta gegründet, einem Mann, der früher in der Vertriebsstrategie bei Philip Morris tätig war. Ein ungewöhnlicher Werdegang – vom Zigarettengeschäft zur Superintelligenz. Doch offenbar mit Erfolg: Bereits 2022 verkaufte Giotto ein früheres Produkt aus dem Bereich Medizintechnik an einen internationalen Player.
Heute liegt der Fokus auf sogenanntem Reasoning – also der Fähigkeit von Computern, selbstständig zu schlussfolgern. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Giotto.ai mit seinem Spitzenplatz im Kaggle ARC-AGI-2 Leaderboard. Das mag technisch klingen, bedeutet aber im Klartext: Ihre KI kann aus wenigen Beispielen eigene Regeln ableiten – ein wichtiger Schritt in Richtung echter Intelligenz.
Der Kampf David gegen Goliath – mit fairen Mitteln
Während US-Labore mit riesigen Serverfarmen arbeiten, tritt Giotto im sogenannten Fixed-Resource-Track an. Das bedeutet: begrenzte Rechenleistung, feste Hardware, kein Internetzugang. Ein fairer Wettkampf, bei dem jeder mit den gleichen Mitteln arbeitet – und bei dem Giotto aktuell ganz vorne liegt.
Der Vorteil? Wer unter harten Bedingungen gute Ergebnisse liefert, hat oft die clevereren Ideen – und nicht nur das größere Budget. Genau das versucht Giotto jetzt zu Geld zu machen. Mit einer Milliarde Dollar im Rücken soll Europa zeigen, dass es nicht nur mithalten, sondern führen kann.
Ob das alles wirklich klappt?
AGI ist ein gewaltiges Versprechen – mit gewaltigen Risiken. Viele reden davon, wenige verstehen es wirklich. Und noch weniger können es tatsächlich bauen. Dass ein Unternehmen mit begrenzten Mitteln und einem Gründer aus der Tabakbranche plötzlich auf Weltklasse-Niveau mitspielen will, klingt wie ein PR-Märchen.
Aber: Wenn Europa in Sachen KI ernst genommen werden will, braucht es genau solche mutigen Ansätze. Nicht noch eine Kopie von OpenAI, sondern echte Alternativen – mit anderen Denkweisen, anderen Schwerpunkten und offenem Zugang zu Wissen. Giotto will offenbar nicht nur mitspielen, sondern das Spiel neu schreiben. Das finden wir spannend – auch wenn die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt ist.
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