Teamleistung neu denken
Klare Prioritäten sind wichtiger, als „alles auf einmal“ zu versuchen. Eine neue Studie von Jean-François Harvey (HEC Montréal) und Wonbin Sohn (University of Hawai‘i at Mānoa), erschienen in der Harvard Business Review (14. September 2025), zeigt:
Teams, die sich klar entweder auf Lernen oder auf Leistung konzentrieren, schneiden deutlich besser ab als solche, die beides gleichzeitig versuchen.
Die Studie: 109 Teams, ein zentrales Muster
Untersucht wurden 109 Teams in einem großen nordamerikanischen Hypothekenunternehmen. Die zentrale Frage: Wie wirkt sich eine doppelte Zielausrichtung – also Lernen UND Leistung – auf Teamarbeit und Ergebnisse aus?
Das Ergebnis ist deutlich: Teams, die versuchten, beides gleichzeitig zu maximieren, waren am wenigsten effektiv. Dagegen lieferten Teams, die eindeutig auf Lernen oder auf Leistung ausgerichtet waren, bessere Ergebnisse – und erlebten ihre Arbeit als sinnvoller, klarer und motivierender.
Warum gemischte Botschaften gefährlich sind
Ein Beispiel aus der Studie: Ein IT-Support-Team sollte gleichzeitig neue Technologien entwickeln und maximale Systemstabilität garantieren. Die Folge? Innovationen wurden angestoßen, aber nie vollständig umgesetzt – aus Angst vor Fehlern und negativen Performancebewertungen. Teammitglieder waren verunsichert: Sollten sie Risiken eingehen oder lieber sicher performen? Diese Unklarheit führte zu Zögern, sinkender Moral und Stillstand bei wichtigen Systemverbesserungen.
Laut den Autoren zerstört genau diese Ambiguität ein zentrales Element erfolgreicher Teams: „task meaningfulness“ – also das Gefühl, dass die eigene Arbeit einen klaren Sinn und Zweck hat.
Klare Ausrichtung = bessere Ergebnisse
Die Studie zeigt, dass ein klarer Fokus – entweder auf Lernen oder auf Leistung – zu besseren Resultaten führt.Teams mit eindeutiger Ausrichtung berichten von:
- Höherem Engagement
- Mehr Energie
- Stärkerer Zusammenarbeit
- Besseren Bewertungen durch das Management
Ein Beispiel: Eine Kundenservice-Abteilung setzte sich zwei glasklare Ziele – schnelle Reaktion und Erstlösungsquote. Alles wurde darauf abgestimmt: Dashboards, Boni, Coaching. Die Folge: deutlich bessere Kundenbewertungen und gesteigerte Motivation.
Die Lektion: Wer alles gleichzeitig will, nimmt dem Team die Richtung.
Was Führungskräfte daraus lernen sollten
- Wähle eine Richtung – und zieh sie durch.
Willst du Innovation? Dann gib Raum für Fehler. Willst du messbare Ergebnisse? Dann fokussiere auf Präzision und Verlässlichkeit. - Kommunikation, Coaching und Bewertung müssen übereinstimmen.
In Lernteams: Experimente belohnen, aus Fehlern lernen.
In Performance-Teams: Effizienz loben, Ergebnisse messen. - Vermeide widersprüchliche Signale.
Wer „Fehlerkultur“ predigt, aber nur fehlerfreie Reports belohnt, schafft Unsicherheit statt Motivation.
Klare Struktur und Mut zu entscheiden
Dieses ewige Sowohl-als-auch klingt gut in PowerPoint-Folien – aber in der Realität ist es ein Motivationskiller. Teams sind keine Zirkusakrobaten, die gleichzeitig balancieren, jonglieren und dabei noch applaudieren sollen.
Klare Führung heißt auch: keine Angst sich festzulegen. Entweder „jetzt liefern“ oder „jetzt lernen“. Wer das verwechselt, bekommt keine High-Performance, sondern Hochverwirrung.
Hinweis zur Quelle:
Dieser Beitrag basiert auf:
Jean-François Harvey und Wonbin Sohn, Teams That Prioritize Either Learning or Performance Perform Better, Harvard Business Review, 14. September 2025. Online unter: https://hbr.org/2025/09/teams-that-prioritize-either-learning-or-performance-perform-better
Wie nützlich war dieser Beitrag?
Klicke auf die Sterne zum Bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0
Geben Sie als erster eine Bewertung ab!