Symptom eines großen Wandels
7 Prozent weniger Google-Traffic: Was für viele Unternehmen nach einem Schock klingt, ist laut der Münchner Agentur Seokratie vor allem eines – ein Symptom des Wandels. Google verliert an Boden – aber nicht an Macht. Doch die vermeintliche Bedrohung durch ChatGPT wird dabei oft überschätzt. Der Traffic über KI-Tools ist zwar um das 7,4-Fache gestiegen – klingt beeindruckend, liegt aber real bei nur 0,66 %. Zum Vergleich: Google bleibt mit einem Faktor von 183 bei kommerziellen Suchanfragen weiterhin der König im digitalen Schaufenster.
Die Illusion vom „Traffic“
Die Marketingwelt war sich lange einig: Mehr Besucher auf der Website gleich mehr Erfolg. Doch immer mehr Player verabschieden sich bewusst von diesem Denkfehler. Der Grund: Traffic ist keine harte Währung mehr. Warum? Weil der Traffic gar nicht mehr im klassischen Sinn stattfindet. Er geht auf in den Antworten von KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity oder Google selbst.
Nutzer bekommen, was sie wollen – ohne eine Website zu betreten. Und damit auch ohne Messbarkeit. Ein Unternehmen kann also die beste Antwort im Netz liefern, ohne dass es irgendwer „besucht“. Klingt absurd, ist aber die Zukunft.
Im KI-Zeitalter zählt Einfluss – nicht Besuch
Was machen die klugen Köpfe also? Sie drehen den Spieß um. Statt auf Klickzahlen starren sie auf neue Signale: Wird ihr Content in KI-Antworten genannt? Taucht die Marke in Prompts auf, in denen Kaufentscheidungen vorbereitet werden? Das ist der neue Jackpot – nicht mehr die vorderste Google-Seite, sondern das digitale Gedächtnis von ChatGPT & Co.
Der entscheidende Punkt: Es geht nicht mehr um Sichtbarkeit auf der eigenen Website, sondern um Präsenz in den Köpfen – oder vielmehr in den Antworten der KIs. Wer hier auftaucht, wird gefunden, vertraut und gebucht. Der neue SEO-Fokus heißt also: „Prompt Visibility“ statt Keyword Ranking. Und damit verändern sich auch die Spielregeln für Marketing und Content-Produktion radikal.
Was Unternehmen jetzt tun sollten – und was sie besser lassen
Viele Firmen tappen aktuell in zwei Fallen: Entweder sie machen so weiter wie bisher – und wundern sich über sinkenden Traffic. Oder sie setzen alles auf ChatGPT – und merken nicht, dass dort (noch) keine Kunden unterwegs sind.
Die Wahrheit liegt dazwischen. Wer weiterhin bei Google mitspielen will, muss sich anpassen: Inhalte müssen KI-verdaulich sein, klar strukturiert, präzise und zitierfähig. Gleichzeitig braucht es ein Verständnis dafür, wie KIs Content auswählen, verarbeiten und wieder ausspielen. Hier wird promptgerechtes Schreiben zur neuen Disziplin im Marketing – vergleichbar mit Suchmaschinenoptimierung, nur deutlich dynamischer.
Tiefgreifende Veränderung – und neue Chancen
Die ganze Aufregung um ChatGPT als „Google-Killer“ ist übertrieben – zumindest aktuell. Aber: Die klassische Jagd nach Traffic ist vorbei. Wer noch immer Klicks wie Pokale sammelt, hat das Spiel nicht verstanden. Der Content von morgen muss nicht gefunden werden – er muss funktionieren, auch wenn niemand mehr klickt.
Was uns wirklich irritiert: Wie viele Unternehmen noch immer nach SEO von gestern arbeiten. Dabei ist das Spiel längst ein anderes. Content ohne Wirkung ist wertlos – auch wenn er 1.000 Mal aufgerufen wurde. Die Zukunft gehört denen, die sichtbar sind, bevor jemand sucht.
