Vom Bulli-Traum zur Business-Rakete
Angefangen hat alles ganz klassisch: Die Gründer Markus und Susanne Dickhardt wollten einen VW-Bus für den Urlaub mieten, doch das gestaltete sich nicht ganz einfach. Online fanden sich wenig Angebote, die Abwicklung der Buchung gestaltete sich kompliziert, zum Bezahlen musste man persönlich beim Vermieter erscheinen. Mit der Idee das besser zu machen, gründeten sie 2016 zusammen mit drei Freunden das Unternehmen roadsurfer.
Die Gründer setzten in Eigenregie die Firmen-Webseite auf, finanzierten die ersten Fahrzeuge aus eigener Tasche und per Bankkredit und rollten mit 25 VW-Bussen los. Schon nach einem Jahr war roadsurfer profitabel. Inzwischen steht das Start-up vor einem neuen Meilenstein: über 500 Millionen Euro Finanzierungskapazität.
Wachstum auf der Überholspur
Mittlerweile hat das Unternehmen 10.000 Fahrzeuge, 90 Standorte in 16 Ländern, fast 1.000 Mitarbeiter und 200 Millionen Euro Umsatz – und das alles erreicht in unter zehn Jahren. Die Hauptsaison startet im Frühling, doch roadsurfer arbeitet das ganze Jahr über am Ausbau seiner Flotte und digitalen Angebote. Neue Märkte wie Irland, Norwegen oder Kanada stehen auf dem Plan. Sogar Australien und Neuseeland sind langfristig im Visier.
Möglich macht das eine clevere Finanzierungsstrategie. Zuletzt gab’s frisches Geld: 60 Millionen Euro ABS-Finanzierung von der Macquarie Group und 25 Millionen Venture-Debt von BBVA. „Diese Finanzierungsrunden spiegeln das Vertrauen unserer Partner in unser Geschäftsmodell wider“, sagt Gründer Dickhardt – der sein Unternehmen damit auf eine neue Liga hebt.
Video: roadsurfer.com, https://www.youtube.com/watch?v=JMxYpQd9fOQ
Service, Überraschung und Nachhaltigkeit
Man muss es sagen: der Firmenname ist einfach cool, die VW-Bullis sehen super aus und haben mit dem auf den Fahrzeugseiten angebrachten Schriftzug einen hohen Wiedererkennungswert. Das passte von Anfang an zu einer jungen Zielgruppe, die sich kein riesiges Wohnmobil bei den klassischen Anbietern mieten wollten. Außerdem erlebte Camping Mitte der 2010er Jahre einen riesigen Boom, nicht mehr in der etwas angestaubten Variante, sondern ganz cool als „vanlife“. Perfekte Rahmenbedingungen also.
Aber wie hebt man sich als Neuling in einem bestehenden Markt dauerhaft von der Konkurrenz ab? Mit liebevollen Details. Jeder Camper bekommt einen eigenen Namen. Im Fahrzeug wartet eine Tasche voller Überraschungen, eine Einweisung per Video sorgt für stressfreien Urlaubsstart. Und das Beste: unbegrenzte Kilometer für alle.
Was hat das Unternehmen so erfolgreich gemacht?
Kundenorientierung ist das Mantra. Zusätzlich bietet das Unternehmen mit roadsurfer spots eine eigene Buchungsplattform für exklusive Stellplätze – vom Weingut in Südfrankreich bis zur Düne an der Nordsee. Mit „Alles inklusive außer Tanken“ bewirbt die Firma ein Sorglos-Paket, bei dem Kunden ihre Camper monatsweise mit verschiedenen Laufzeiten und Inklusivkilometern mieten können. Und wer sich verliebt, kann gleich ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen – auch das gehört zum Konzept. Damit deckt roadsurfer die gesamte Camper-Wertschöpfungskette ab: mieten, reisen, kaufen, weiterziehen.
Zu den wichtigsten Faktoren für den Erfolg von roadsurfer gehören:
- Datenbasierte Entscheidungsfindung: KPIs werden präzise gemessen, das ermöglicht faktenbasierte Entscheidungen
- Kundenorientierung und Flexibilität: Fokus auf den Service und kundenfreundliche Regelungen zu Erreichbarkeit und Stornierungen sorgen für Kundenbindung.
- Digitales Geschäftsmodell und Innovation: Digitalisierung der gesamten Customer-Journey macht das Buchen einfach und ermöglicht schnelle Skalierbarkeit.
- Schnelle Expansion und Kapitalstärke: Mehrere Finanzierungsrunden ermöglichten große Investitionen und Ausbau der Flotte.
- Erhalt der Firmenkultur trotz Wachstum: Gezielter Fokus auf Erhalt Unternehmenskultur trotz des schnellen Wachstums.
Ein weiterer Faktor in der heutigen Zeit: Nachhaltigkeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die Emissionen der Flotte werden ausgeglichen, unter anderem durch Umweltprojekte in Brasilien. Das Unternehmen positioniert sich damit klar als Outdoor-Lifestyle-Marke mit grünem Gewissen.
Coole Camper
Wohnmobilvermieter gab es auch schon vorher, aber roadsurfer hat bewiesen, dass man mit einer simplen Idee und dem Mut, sie kompromisslos umzusetzen, eine ganze Branche umkrempeln kann. Die Gründer haben Trends erkannt, auf moderne Technik gesetzt und haben sich damit die Marktführerschaft in Europa erarbeitet. Gleichzeitig zeigt die Geschichte: Digitalisierung ist nicht nur was für Software-Startups, sondern kann auch einen festgefahrenen Campingmarkt revolutionieren.
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