302 Entwürfe – 16 funktionierten
Die KI wurde mit der DNA von über zwei Millionen Viren gefüttert. Danach ließ man sie neue Designs entwerfen – ganz ähnlich, wie ChatGPT Texte generiert. Insgesamt kamen 302 Viren-Genome heraus. Diese wurden im Labor chemisch „gedruckt“ und auf Bakterien losgelassen. In 16 Fällen führte das zu toten Bakterien – echte, funktionierende Killerviren, ausgedacht von einer Maschine.
„Das war ziemlich beeindruckend“, sagt Projektleiter Brian Hie. Und auch Außenstehende wie der Biologe Jef Boeke sprechen von einem „beeindruckenden ersten Schritt“ in Richtung KI-gestalteter Lebensformen. Wobei: Ganz so weit sind wir noch nicht – denn streng genommen gelten Viren nicht als lebendig.
Riesiges Potenzial – und riesige Risiken
Klar ist: Das Ganze hat enormes medizinisches Potenzial. Ärzte könnten solche Viren künftig gezielt gegen Infektionen einsetzen, wenn Antibiotika versagen. In der Landwirtschaft könnten sie Pflanzen vor gefährlichen Bakterien schützen. Und in der Gentechnik könnten sie helfen, DNA genau dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird.
Aber gleichzeitig sind viele Forscher nervös. Denn was, wenn diese Technologie in die falschen Hände gerät? „Wenn jemand das mit Pocken oder Anthrax machen würde, hätte ich große Bedenken“, warnt Genetik-Pionier Craig Venter. Auch das Stanford-Team hat betont, dass die KI bewusst keine Informationen über menschengefährdende Viren erhalten hat. Doch das lässt sich nicht garantieren – schon gar nicht weltweit.
Können KIs bald Leben erschaffen?
Noch bleibt es bei relativ einfachen Viren. Ein komplettes Bakterium oder gar ein höheres Lebewesen zu designen, ist noch Zukunftsmusik. Aber wenn die Rechenleistung weiter wächst – und KIs immer besser darin werden, komplexe Informationen zu verarbeiten – dann ist es nur eine Frage der Zeit. Die Vision: vollautomatisierte Labore, in denen KI-Systeme neue Organismen entwerfen, testen und verbessern. Ein riesiger wissenschaftlicher Sprung. Und eine echte Herausforderung für Ethik, Gesetzgebung und gesunden Menschenverstand.
Beeindruckend, beängstigend, bedrohlich
Ganz ehrlich? Es ist beeindruckend. Aber auch beängstigend. Sobald eine Maschine tödliche Werkzeuge entwerfen kann – ganz egal, ob gegen Bakterien oder Menschen – wird aus Forschung Macht. Und Macht braucht Kontrolle. Aktuell basteln clevere Köpfe mit Gentechnik und KI an der Zukunft – aber ohne Sicherheitsnetz. Wer heute Viren gegen E.-coli „aus Spaß“ entwerfen kann, kann morgen vielleicht ganz andere Ziele im Visier haben. Klingt übertrieben? Mag sein. Aber nur, bis es jemand ausprobiert.
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